Heute möchte ich Sie zu einer kleinen Rechenaufgabe einladen: Stellen Sie sich vor, Joseph hätte vor 2000 Jahren seinem frisch geborenen Kind Jesus einen Cent geschenkt, auf der Bank angelegt und vier Prozent Zins ausgehandelt. Wieviel Zinsen hätte die Bank in den letzten 2000 Jahren ausgezahlt? Das enttäuschende Ergebnis: 0,04 Cent x 2000 = 80 Cent.
Und jetzt schätzen Sie, wie hoch das Vermögen wäre, wenn die Zinsen auf dem Konto verblieben und verzinst worden wären: 394.775 mal die Masse der Erde in Gold! Der Zinseszins-Effekt – umgangssprachlich das achte Weltwunder – ist wegen der Exponentialfunktion kaum zu erfassen!
Sie sehen: Wer es zu einem Vermögen gebracht hat und vom Zinseszins gut leben kann, wird nach den Gesetzen der Mathematik immer reicher. Wer sein Einkommen für die Lebenshaltung benötigt oder Zinserträge gleich abhebt, wird dagegen relativ gesehen immer ärmer.
Zur Messung der Ungleichheit wird der Gini-Index verwendet. Je höher dieser ausfällt, umso ungleicher ist die Vermögensverteilung. In Deutschland stieg er von 66,7 im Jahr 2000 auf 81,6 im Jahr 2019.
Erschienen im Wirtschaftsteil der größten Tageszeitung am bayerischen Untermain, Main-Echo*, Gesamtausgabe, 21.11.2020