Die Europäische Zentralbank (EZB) setzt ihren Zinserhöhungskurs gegen die Inflation fort, mit der zehnten aufeinanderfolgenden Erhöhung des Leitzinses auf 4,5%. Soll- und Überziehungszinsen sind auf Rekordniveaus. Der Einlagensatz für Sparer wurde auf 4% erhöht, der höchste Wert seit der Währungsunion 1999. Doch nur wenige Banken geben diese Zinserhöhung an ihre Kunden weiter. Laut Verivox bieten 33% der Institute nur 0,25% Zinsen oder weniger, mit einem durchschnittlichen Tagesgeldzinssatz von 1,4%. Festgeldangebote liegen bei 3,18%.
Trotz jahrzehntelanger Treue belohnen Banken langjährige Kunden selten angemessen, während sie Neukunden lukrativere Zinsen bieten. Die Eröffnung eines neuen Kontos kann sich daher lohnen, um von zeitlich begrenzten Aktionszinsen für Neukunden zu profitieren.
Banken haben Gebühren und Sollzinsen deutlich erhöht, nachdem die Niedrigzinsphase ihre Gewinne belastete. Dispozinsen stiegen im letzten Jahr steil an, von durchschnittlich 9,43% p.a. auf 11,22% p.a. im Mai 2023. Die teuerste Bank verlangte sogar 16,46%. Kontoführungsgebühren stiegen um 25% zwischen 2015 und 2019 und wurden weiter erhöht. Nur 2% der untersuchten Geldinstitute bieten noch ein kostenloses Girokonto an.
Die Gründe für Gebührenerhöhungen sind nun obsolet, da Banken wieder hohe Gewinne verzeichnen. Dennoch senken sie weder Gebühren noch beteiligen sie Sparer angemessen an der Zinswende. Kunden müssen die Zinsangebote im Auge behalten und ggf. die Bank wechseln.
Höhere Zinsen sind vor dem Hintergrund steigender Inflation zu sehen. Zinssätze von bis zu 5% p.a. bieten immer noch weniger als die Inflation von mehr als 6% (nach Steuern rund 3,5%). Die reale Kapitalvernichtung durch Zinsanlagen setzt sich fort.
Für langfristig rentable Kapitalanlagen sind Sachwerte und Aktien besser geeignet. Immobilien bieten gute Einstiegschancen, und Private Equity wird attraktiver. Investitionen in Regenerative Energien sind ebenfalls lohnend.
Viele Banken behandeln Kunden nicht fair, erhöhen Sollzinsen stärker als Habenzinsen und erhöhen Gebühren trotz besserer Ertragslage. Höhere nominale Zinsen decken die Inflation in der Regel nicht, was zu erheblichen negativen Realzinsen nach Steuern führt. Zinsanlagen sind nur kurzfristig rentabel, langfristig jedoch nicht.