Nachhaltige Geldanlagen Entwicklung in Deutschland 2019/2020

Das FNG – Forum Nachhaltige Geldanlage – veröffentlicht jedes Jahr einen Bericht über die Entwicklung der verantwortlichen Investments und nachhaltige Geldanlagen. Damit Sie den Bericht und die Entwicklung nachvollziehen können, steigen wir mit einer Erklärung der Unterschiede zwischen verantwortlichem Investieren und nachhaltiger Geldanlage ein.

Verantwortliche Investments

Man würde denken, verantwortliche Investments wären gleichzusetzen mit nachhaltiger oder ethisch-ökologischer Geldanlage, doch weit gefehlt. Verantwortliches Investieren bedeutet, dass bei der Gestaltung der Investmentprozesse ökologische, soziale und Unternehmensführung-bezogene Aspekte (ESG-Kriterien) angemessen Berücksichtigt werden. Die Auslegung „angemessen“ kann je nach Anbieter weitläufiger sein. In der Regel richtet man sich dabei nach öffentlichen Standards und Prizipien. Die ESG-Kriterien werden institutionell und nicht auf Anlageproduktebene festgelegt. Der größte verantwortliche Investor ist Blackrock. Eine gute Auswahl wer sich als verantwortlicher Investor empfindet, bietet die UN Pri Unterzeichner Liste.

Der UNO Generalsekretär rief Investoren dazu auf ihrer Verantwortung nachzukommen. Seit 2006 gibt es die Finanzinitiative des UN-Umweltprogramms UNEP und dem UN Global Compact und seitdem wächst die Liste der Unterzeichner. Die Prinzipien für verantwortliches Investieren wurden von einer internationalen Gruppe großer Investoren entwickelt. In der Initative sind inzwischen mehr als 1.400 Mitglieder aus 50 Ländern mit einem Anlagekapital von knapp 60 Billionen US-Dollar. Inzwischen gehört es zum guten Image Unterzeichner zu sein.

Folgende 6 Prizipien gelten für verantwortliche Investoren:

Unterzeichner verpflichten sich:
– aktive Anteilseigner zu sein und ESG Themen in ihrer Investitionspolitik und -praxis zu berücksichtigen.
– Unternehmen und Körperschaften, in die sie investieren, zu einer angemessenen Offenlegung in Bezug auf ESG-Themen anhalten.
– die Akzeptanz und die Umsetzung der Prinzipien in der Investmentbranche voranzutreiben.
– zusammenarbeiten, um ihre Wirksamkeit bei der Umsetzung der Prinzipien zu steigern.
– über ihre Aktivitäten und Fortschritte bei der Umsetzung der Prinzipien Bericht zu erstatten.

Die vorherrschende Investmentstrategie bei verantwortlichen Investoren ist die sogenannte ESG-Integration. Dabei werden ESG-Kritieren in die traditionelle Finanzanalyse mit aufgenommen. Die Überlegung dahinter: verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte haben eine finanzielle Relevanz und wirken sich auf den Unternehmenserfolg aus. Neben einzelnen ausgewählten Kriterien finden häufig Positv- und Negativkriterien Anwendung. So hat beispielsweise ein Ölkonzern ein höheres Umweltrisiko als ein Finanzinstitut. Daher wird vereinfacht gesagt, das Ölunternehmen mit einem „E“ (Environmental) Abschlag oder Negativpunkten eingewertet schneidet also unter der Annahme dass alle anderen Punkte gleich wären schlechter ab als das Finanzinstitut.

Nachhaltige Geldanlage

Nachhaltige Anlageprodukte die ökologische, soziale und gute Unternehmensführungs-Aspekte explizit in ihren Anlagebedingungen festlegen. Diese Kriterien werden für die Anlagepolitik schriftlich fixiert. Es ist somit möglich, dass ein Bank- oder Wertpapierhaus, das nicht für verantwortliches Investieren steht durchaus ein Produkt für nachhaltige Geldanlage anbieten kann. Die Anlagegriterien sind häufig Einbindung von ESG Richtlinien, Anwendung von Ausschluss- oder Positivkriterien, Best-in-Class oder Engagement.

Best-in-Class ist die Anlagestrategie nach der die besten Unternehmen innerhalb einer Branche ausgewählt werden. Im Branchenvergleich wird das Unternehmen ausgewählt das ökologischer, sozialer und ethischer Hinsicht am besten ist. Ohne Ausschlusskriterien könnte dies auch der beste Rüstungshersteller sein. Daher wird der Best-in-Class Ansatz oft mit Ausschlusskriterien kombiniert. Bestimmte Brachen wie Rüstung, Waffen, Atomenergie, fossile Brennstoffe, Alkoholproduktion, Glückspiel usw. gelten dann als nicht investierbar.

In Deutschland sind Korruption und Bestechung sowie Arbeitsrechtsverletzungen die beiden Top Ausschlusskriterien. In Österreich sind hingegen Waffen und Rüstung und Kohle als Ausschluss den Investoren am wichtigsten.

Aktuelle Entwicklung

  • 5,4% des deutschen Gesamtfondsmarktes sind nachhaltige Fonds oder Mandate
  • 96% Anstieg bei Privatinvestitionen in nachhaltige Fonds 2019
  • 99% aller nachhaltigen Fonds nutzen Ausschlusskriterien

Das verantwortliche Investment wird zunehmend Standard. Im Jahr 2019 betrug das Volumen in Deutschland und Österreich zusammen 1.747 Milliarden Euro – Ein Zuwachs von 155 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. In Deutschland vereinen die fünf größten Anbieter 77 Prozent aller nachhaltigen Anlagen. Insgesamt wurden 269,3 Milliarden Euro nachhaltig und verantwortlich verwaltet (Stand 31.12.2019). Stimmrechtsausübung, normbasiertes Screening, also die Überprüfung ob Richtlinien und Standards eingehalten werden, Ausschlüsse und die Integration von ESG Kritierien, Best-in-class und Engagement konnten stark im oberen zweistelligen Prozentsatz zulegen. Auch weil bisher konventionelle Fonds umgewidmet wurden.

Strenge nachhaltige Ansätze rückläufig

Der Anteil des Impact Investment sank hingegen deutlich um 38 Prozent. Unter Impact Investment versteht man die Investitionen in Unternehmen oder Fonds, die neben finanziellen Erträgen auch Einfluss auf soziale und ökologische Faktoren nehmen wollen. Ein Beispiel dafür sind Mikrofinanzfonds, die das Ziel Armutsbekämpfung haben. Auch nachhaltige Themenfonds, also die direkte Förderung von Nachhaltigkeit wie beispielsweise Klimaschutz-Fonds, ist hingegen um 23 Prozent zurück gegangen.

Der Marktbericht des FNG ist ausführlich gehalten. Interessierte können ihn sich kostenfrei online auf der Seite https://fng-marktbericht.org/ herunterladen.

Ausblick 2020/2021

Die Schlüsselfaktoren zum weiteren Wachstum nachhaltiger Geldanlage werden die Verschärfung gesetzliche Rahmenbedingungen und politische Leitlinien auf EU Basis sein. Das erklärte Ziel die EU bis 2050 klimaneutral zu .machen bewirkte, dass das Thema Sustainable Finance prominent auf der politischen Agenda verortet wurde. Mit der MIFID II Richtlinie (Markets in Financial Instruments Directive II), die zum Ziel hat den Wertpapierhandel europaweit zu regeln und zu harmonisieren ist eine verpflichtende Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenz in die Anlageberatung integriert. Dies wird dazu führen, dass mehr Anleger sich mit dem Thema auseinandersetzen. Die Angabe, dass man höhere Nachhaltigkeitspräferenzen hat, verpflichtet die Berater jedoch nicht dazu eine nachhaltige Anlagelösung zwangsweise anzubieten. Daher heisst es weiterhin für Anleger: Augen auf und besser an Experten wenden.

Über die Autorin

Carmen Junker Carmen Junker ist Gründerin der Grünes Geld GmbH und Geschäftsführerin der Grünes Geld GmbH. Carmen Junker: „Ein Grund mein berufliches Wirken speziell auf die Nachhaltige Geldanlage auszurichten ist, die Welt ein Stück positiver zu gestalten mit den Mitteln und Kenntnissen die mir zur Verfügung stehen. Aus der Verantwortung für die kommende Generation und weil ich selbst noch einige Jahre auf diesem schönen Planeten verbringen möchte“.

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