Das Jahr 2023 begann mit Kursgewinnen an den Aktien- und Rentenmärkten in der Erwartung, dass der Inflations- und Zinsanstieg im weiteren Jahresverlauf zum Stillstand kommen und sich sogar umkehren würde. Im Februar schwanden diese Hoffnungen, und im März wurde eine neue Bankenkrise zum dominierenden Thema der Finanzmärkte.
Konjunktur und Notenbanken
Bereits in den ersten Wochen des neuen Jahres beschäftigten sich die Kapitalmärkte mit der weiteren Entwicklung von Konjunktur, Inflation und Zinsen. Die Befürchtung, dass die Weltwirtschaft vor einem starken Abschwung und viele Volkswirtschaften vor einer Rezession, also einer mindestens halbjährigen Phase rückläufiger Wirtschaftsleistung, stehen könnten, machte sich breit. Die raschen und massiven Leitzinserhöhungen der Zentralbanken nährten diese Befürchtungen. Die Befürchtung, dass der konjunkturelle Abschwung in eine schwere Rezession münden könnte, hat sich jedoch abgeschwächt: Vor allem aus den USA und Japan kamen in den ersten Wochen des Jahres Signale einer robusten Entwicklung. In China hat das abrupte Ende der strikten Restriktionspolitik für positive Impulse gesorgt. In Europa zeichnete sich unterdessen ab, dass trotz des Gaslieferstopps Russlands eine größere Energiekrise vermieden werden konnte. Die milde Witterung und Sparmaßnahmen ließen den Energieverbrauch sinken.
Die US-Inflationszahlen für Dezember entsprachen den vorherrschenden Erwartungen und lieferten daher kaum neue Impulse. Die Verbraucherpreise in den USA lagen im Dezember um 6,5 Prozent über dem Vorjahresniveau. Auch die Kerninflationsrate ging erwartungsgemäß von 6,0 auf 5,7 Prozent zurück. In der dritten Woche des Jahres sorgten jedoch die Daten zur Industrieproduktion und zu den Einzelhandelsumsätzen für Ernüchterung, da sie auf eine Abschwächung der US-Wirtschaft hindeuteten. Dennoch erhöhte die US-Notenbank „Federal Reserve“, kurz „Fed“, Anfang Februar die Spanne für ihren wichtigsten Leitzins, die Federal Funds Rate, um 0,25 Prozentpunkte auf 4,50 bis 4,75 Prozent. Es war die achte Leitzinserhöhung in den USA seit März vergangenen Jahres – aber nicht die letzte. Auch die Zinserhöhung der EZB um 0,50 Prozentpunkte und die Ankündigung weiterer Zinsschritte entsprachen den Erwartungen.
Im Februar führte der starke Beschäftigungsanstieg in den USA zu Kursverlusten an den Aktienmärkten, da er auf eine anhaltend hohe Inflation und damit auf weitere Zinserhöhungen hindeutete. Auch der Anstieg des Ölpreises in der ersten Monatshälfte verstärkte die Inflations- und Zinssorgen, ebenso die US-Inflation für Januar, die mit 6,4 Prozent gemeldet wurde. Erwartet worden war mehrheitlich ein stärkerer Rückgang der Teuerung. Der Februar war geprägt von Gewinnmitnahmen.
Im März war eine erneute Bankenkrise das beherrschende Thema an den Kapitalmärkten. Dennoch verzichteten weder die Fed noch die EZB auf weitere Leitzinserhöhungen. Das Ziel, die Inflation zu bekämpfen, wurde also nicht aufgegeben. Das Bankensystem habe sich als stabil erwiesen, und die Versorgung der Kreditinstitute mit Liquidität sei durch zusätzliche Maßnahmen sichergestellt worden, wir werden sehen ob die Notenbanker recht behalten. Mitte März erhöhte die EZB die Leitzinsen um jeweils 50 Basispunkte. Der Hauptrefinanzierungssatz stieg damit auf 3,5 Prozent. Er gilt als wichtigster Leitzins für den Euro. Zum Hauptrefinanzierungssatz können Geschäftsbanken den größten Teil ihres Liquiditätsbedarfs bei der Zentralbank refinanzieren. Der Spitzenrefinanzierungssatz stieg auf 3,75 Prozent und blieb damit wie seit 2014 üblich um einen Viertelprozentpunkt höher. Der Einlagensatz der EZB, mit dem sie die Guthaben der Geschäftsbanken verzinst, wurde von 2,5 auf 3,0 Prozent angehoben. Wenige Tage später erhöhte die Fed ihren Leitzins auf 4,75 bis 5,00 Prozent. Auch andere Zentralbanken erhöhten ihre Leitzinsen zur Inflationsbekämpfung weiter, so die Schweizerische Nationalbank (SNB) auf 1,5 Prozent und die Bank of England auf 4,25 Prozent. Die starken und schnellen Zinserhöhungen, ausgehend von Zinsen unter Null, für die es historisch keine Blaupause gibt, stellt die Märkte vor eine bisher nicht gekannte Herausforderung.
Rentenmärkte – festverzinsliche Wertpapiere
Die Rentenmärkte starteten das Jahr 2023 mit einem Aufwärtstrend und einem Rückgang der Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen von 3,88 Prozent auf 3,37 Prozent im Januar. Doch im Februar kam es zu einem Verlust, nachdem weitere Zinserhöhungen angekündigt wurden. Die zehnjährige US-Rendite stieg auf 4,09 Prozent und der Bund-Future fiel auf 131,5. Mit dem Beginn der Bankenkrise fielen die Marktzinsen bis Mitte März wieder. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen lag bei 3,49 Prozent und die der zehnjährigen Bundesanleihen bei 2,28 Prozent. Es wurde erwartet, dass die großen Notenbanken das Tempo der Leitzinserhöhungen verlangsamen würden, um die Stabilität des Finanzsystems zu wahren. Ende März lag die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen 39 Basispunkte niedriger als zum Jahreswechsel. Der Bund-Future verzeichnete ein Plus von 2,6 Prozent. Die Devisenmärkte verzeichneten im ersten Quartal 2008 keine dramatischen Entwicklungen. Der US-Dollar schwächte sich um 1,3 Prozent gegenüber dem Euro und um 1,4 Prozent gegenüber dem japanischen Yen ab, was auf eine erwartete Verlangsamung des US-Zinsanstiegs hinweist.
Aktienmärkte in Q1 gemischte Performance
Die Aktienmärkte zeigten im ersten Quartal 2023 eine gemischte Performance. Ölaktien litten unter dem sinkenden Ölpreis, während sich Technologieaktien in der Hoffnung auf ein Ende der rigiden Geldpolitik der Zentralbanken erholten. Auch der Index der Telekommunikationsdienstleister, der von großen US-Technologiekonzernen dominiert wird, erholte sich überdurchschnittlich. Während einige Meldungen großer US-Technologiekonzerne verhalten aufgenommen wurden, überraschte Meta Anfang Februar positiv. Im März beendete die Bankenkrise in den USA die Existenz mehrerer kleinerer Banken und in Europa eine der beiden Schweizer Großbanken. Die Credit Suisse wurde durch eine Übernahme durch die Konkurrentin UBS gerettet. Die Bankenkrise dürfte zu einer weiteren Verschärfung der Kreditkonditionen führen und sich dämpfend auf die Konjunktur auswirken. Aktien aus konjunktursensiblen Sektoren gaben daher bis zum Quartalsende einen Teil ihrer Kursgewinne wieder ab. Der Dow Jones Industrial Average beendete das Quartal nur 0,4 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Der Nasdaq-100-Index legte im Quartalsverlauf um 20,5 Prozent zu und beendete das Quartal auf einem neuen Jahreshoch. Getragen wurde dieser Aufschwung jedoch nur durch sehr wenige Titel wie Apple und Microsoft. Die europäischen Aktienmärkte erholten sich noch stärker als die amerikanischen. Der Euro-STOXX-50 beendete das Quartal mit einem Plus von 13,7 Prozent, während der SMI und der FTSE-100 das Quartal nur mit einem Plus von 3,5 bzw. 2,4 Prozent beendeten. An den asiatischen Aktienmärkten blieb die Entwicklung uneinheitlich. Der Nikkei-225-Index stieg im ersten Quartal um 7,5 Prozent auf 28.042 Punkte, der Topix-Index um 5,9 Prozent.
Ausblick
Die Gesamtinflation in den USA dürfte in den kommenden Monaten weiter zurückgehen. Auch in der Eurozone dürfte die Gesamtinflation aufgrund der gefallenen Energiepreise sinken. Die Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) dürfte dagegen langsamer zurückgehen, viele Unternehmen müssen die Teuerung und die gestiegenen Finanzierungskosten an die Verbraucher weitergeben. Aufgrund der insgesamt noch hohen Kerninflation gehen wir nicht von schnellen Zinssenkungen aus, weder in Europa noch in den USA. Unter den Fondsmanagern und Profianlegern ist die Stimmung derzeit eher pessimistisch. Antizylisch waren das in der Vergangenheit oft Kaufgelegenheiten. Allerdings tritt der Saisonrhythmus mit Beginn des Monats Mai in eine schwierigere Periode ein. Auffallend ist bislang, dass in diesem Jahr die Aufwärtsbewegungen der Börsen in den USA und Europa von nur wenigen großen Titeln getragen. Das ist nicht unbedingt ein positives Signal.
Wir sind für die Konjunkturentwicklung nicht besonders optimistisch und halten es aus heutiger Sicht für unwahrscheinlich, dass eine Rezession in den USA gänzlich vermieden werden kann. Ein weiterer Risikofaktor bleiben die gewerblichen Immobilienkredite, vor allem für die regionalen US-Banken. Die Probleme im Bankensektor und die rückläufige Inflation dürften dazu führen, dass wir ein Ende der US Zinserhöhungen sehen könnten.
Auch in Deutschland nehmen die konjunkturellen Risiken zu. Gefahren gehen auch hier nicht zuletzt vom Immobilienmarkt aus: Einige Immobilienunternehmen könnten in Schwierigkeiten geraten und damit auch den Bankensektor belasten. Die Kreditvergabe der Banken wird sich vermutlich auch in Europa weiter verschlechtern. Mittelfristig dürfte dies in einigen Sektoren zu schwächeren Frühindikatoren und sinkenden Gewinnen führen.
Mit Blick auf 2024 erscheinen uns viele aktuelle Wachstumsprognosen zu optimistisch: Die zeitliche Verzögerung, mit der die restriktivere Geldpolitik wirkt, ist in den aktuellen Prognosen noch nicht eingepreist.