Den Tank gefüllt und 2000 Kilometer weit kommen – Sprit sparen bis zum Extrem. Was sich für den normalen Autofahrer wie Utopie anhört, ist für die sogenannten Hypermiler sportliche Herausforderung. Und mit ihren Tricks wird das Spritsparen auch für normale Fahrer alltäglich.
Was ist Hypermiling?
Dank alternativer Antriebstechniken – und damit einhergehend ökologischen Kraftstoffen – besitzt ein besonderer Sport wieder mehr Aufmerksamkeit: Hypermiling. Der Begriff stammt aus den USA, wo er die Herausforderung an Fahrer beschreibt, mit nur einer Tankfüllung möglichst viele Meilen zurückzulegen. Das erfordert natürlich kraftstoffsparendes Fahren und einiges an Überlegungen, das auch zu erreichen.
Der Sport ist alles andere als neu, auch nicht hierzulande, wobei die Gemeinschaft dank Internet heute größer und vernetzt ist. Bereits vor mehreren Jahrzehnten haben die ersten Fahrer an Tricks gearbeitet, möglichst weit mit einer Tankfüllung zu kommen. Immer ausgefeilter wurden die Strategien und die Fahrtechnik, um möglichst viel Sprit zu sparen. Erst seit wenigen Jahren hat dieser Sport mit dem Begriff Hypermiling überhaupt einen Namen bekommen.
Ein Europäer mischt in der Spritspar-Szene kräftig mit
Felix Egolf aus der Zentralschweiz ist seit Jahren auf den Straßen als Spritsparer unterwegs. Leidenschaft fürs Thema und Ehrgeiz kennzeichnen den 59jährigen ehemaligen Piloten. Genau das, was ein Hypermiler mitbringen muss. Sein neuester Streich: Hinter dem Lenkrad eines Opel Insignia 1.6 CTDI ecoFlex (Effizienzklasse A+) fuhr er von den Alpen bis an die Nordsee und wieder zurück – 2.111 Kilometer mit nur einer Tankfüllung.
Umgerechnet macht das einen Verbrauch von 3,46 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Ein neuer Langstreckenrekord für Egolf. Allerdings kein neuer Verbrauchsrekord – den hat Egolf mit einem VW Polo erreicht: 2,94 Liter auf 100 Kilometer.
Hypermiling hat die Neugier der Autoindustrie geweckt
Egolf hat mittlerweile mehr als 30 Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller getestet. Die Autoindustrie ist auf die Hypermiler aufmerksam geworden und nimmt deren Tipps gerne an. Auf seiner Reise hat Egolf so auch einen Zwischenstopp in Rüsselsheim, dem Hauptsitz Opels, eingelegt und mit den Verantwortlichen dort beratschlagt. Hypermiler zeigen schließlich, dass der angegebene Normverbrauch tatsächlich erreicht, in vielen Fällen gar problemlos unterboten werden kann.
Jeder kann Hypermiler werden
Egolfs Meinung ist dabei ganz klar: Jeder kann Hypermiler werden. Seine Forderungen an die Autofahrer sind dabei zunächst denkbar einfach und er fasst sie als verantwortungsbewusstes Fahren zusammen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Sprit sparen, Kohlendioxitaustoß mindern, Stress reduzieren. Das spart dann am Ende Geld und Nerven, und die Umweltbelastung wird auch noch gesenkt.
Lust das Klima nicht nur beim Autofahren, sondern auch beim Geldanlegen zu schützen?
In unserem Musterdepot Klima liegt die 10 Jahresprognose für 300 € mtl. bei 53.458 € (BVI-Methode).
Die Menschen müssten eine neue Langsamkeit entdecken, so Egolf.
Für Egolf gehört dazu auch, besonders schöne Fahrtstrecken auszuwählen und nicht immer die kürzeste. So kombinierte er auf seiner Alpen-Nordsee-Alpen-Tour Autobahn und Landstraße, Stadt und Natur. Auch Staus bezieht er in seinen Planungen stets mit ein.
Was vom Hypermiling gelernt werden kann
Egolf und die anderen aus der Hypermiling-Szene haben aber auch noch einige handfeste Tricks parat, die sie weitergeben. Die meisten von ihnen sind dabei überraschend alltagstauglich, einige bekannt. Die Kunst besteht darin, sie auch konsequent anzuwenden.
Ein Tipp: Auf der Autobahn immer zwischen 80 und 90 Stundenkilometer fahren. Das erfordert durchaus Disziplin, spart aber sehr viel Treibstoff. Insgesamt fördert eine ruhige Fahrweise – auf Autobahnen wie Landstraßen und auch in der Stadt – das kraftstoffsparende Fahren ungemein.
Viel hilft auch das Vorausschauen. An Ampeln frühzeitig vom Gas gehen, Kreisverkehre so anfahren, dass man möglichst gar nicht bremsen muss. Generell zurückhaltend mit der Bremse umgehen, um übermäßig viele Beschleunigungen und Verzögerungen zu vermeiden. Bei der Beschleunigung schnellt der Verbrauch jedes Fahrzeugs schließlich deutlich in die Höhe.
Zwei weitere Tipps bringen in Summe auch hohe Ersparnisse: Motor bei jedem Anhalten ausschalten und möglichst zügig in den höchsten Gang schalten und fahren. Viele neue Fahrzeuge haben hier bereits Hilfen verbaut – Start-Stopp-Automatik oder Anzeigen, wann der Gang optimalerweise gewechselt werden sollte. Doch auch ohne lassen sich die beiden Tipps einfach umsetzen und unnötiger Spritverbrauch vermeiden. Verbraucher wie Klimaanlage oder Radio sollten bestenfalls ausbleiben.
Eine regelmäßige Wartung des Fahrzeugs und dessen Pflege helfen zudem. Dazu zählt auch die Verwendung eines guten Motorenöls – gut geschmiert läuft der Motor besser und verbraucht weniger. Ein leicht erhöhter Luftdruck verringert zudem den Rollwiderstand der Reifen – und spart Sprit. Gleich ganz zu rollwiderstandsarmen Leichtlauf-Reifen zu wechseln, bringt da natürlich noch mehr. Diese stehen allerdings nicht für jedes Modell zur Verfügung.
Nur für Profis – mit dem Auto segeln
Viel Übung und besondere Konzentration erfordert ein letzter Tipp: das Engine-off-coasting, kurz EOC, bei den Hypermilern auch als „segeln“ bekannt. Hierbei wird der Motor während der Fahrt ausgeschaltet. Braucht das Fahrzeug wieder Schub, wird der Wagen im fünften Gang wieder gestartet. So lässt sich noch einmal eine erstaunliche Menge Sprit sparen. Diese Fahrweise ist aber tatsächlich nur etwas für die Profis. Allerdings gibt es mittlerweise Hybrid-Fahrzeuge, die mit diesem Prinzip automatisch arbeiten – und so einen geringeren Verbrauch realisieren.
Auch Fahrzeuge von Tesla in Hypermiler-Hand
Aber nicht nur mit Hybridfahrzeugen werden Hypermilingrekorde aufgestellt. Hypermiler haben auch reine E-Autos, Fahrzeuge mit ausschließlich elektrischem Antrieb, für sich entdeckt. Auf einem Tesla Model S wurde jüngst der Langstreckenrekord für diese Kategorie Fahrzeuge gebrochen: Knapp über 300 Meilen, umgerechnet gut 480 Kilometer mit einer Akkuladung. Dabei war der Fahrer mit durchschnittlichen 104 km/h unterwegs.
Fazit
Viele Tricks und Fahrtechniken der Profis hören sich für den Laien einfach an – und so mancher lässt sich sicherlich auch im Alltag anwenden. Die faszinierenden Ergebnisse, die die Profis aufweisen können, sind sicherlich schwer nachzuahmen – aber eine Sprit sparende Fahrweise kann sich jeder aneignen. Und so zumindest zum Hypermiling-Amateur werden.