Gezeitenkraftwerke: Ist die Zeit reif für die Nutzung der Meeresenergie?

Gezeitenkraftwerk Gerd Junker Reconcept Grünes Geld Firma Schottel
Grünes Geld Geschäftsführer Gerd Junker bei der Betriebsbesichtigung der Firma Schottel. Im Bild ist ein Schiffsantrieb zu sehen, die Basistechnologie für die Generatoren der Gezeitenkraftwerke wie für die Bay-of-Fundy geplant. Bild: Grünes Geld GmbH.

Bis 2050 wollen wir klimaneutral leben. Dazu gehört der Dreiklang aus Energiesparen, Kompensation unvermeidlicher Treibhausgase und der Nutzung der Erneuerbaren Energien. Bei den Erneuerbaren Energien wird die Meeresenergie bis dato noch kaum genutzt. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf mit Gezeitenkraftwerken. Wie weit ist die Technologie und sollte man hier Geld investieren?

Tidenhub oder Wellenkraft?

Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten die Energie des in den Meeren sich bewegenden Wassers zu nutzen: die Nutzung der Wellen im Meerwasser oder die Nutzung von Ebbe und Flut. Kommerziell genutzt wird davon heute jedoch nur der Tidenhub in Form von Gezeitenkraftwerken.

Wo sind Gezeitenkraftwerke im Einsatz? Welches Potenzial gibt es?

Die Technik ist gar nicht mehr so neu wie man denken würde: das älteste Gezeitenkraftwerk ist schon seit 1967 in Betrieb. Das größte Gezeitenkraftwerk ist mit einer Nennleistung von 254 MW in Südkorea zu finden. Allerdings sind die meisten bisherigen Kraftwerke mit relativ starken Eingriffen in die Natur verbunden gewesen, weil man Staudämme baute.

Hier die Top 5 Länder mit installierter Kraftwerkskapazität im Bereich Meeresenergienutzung:

Land

Installierte Kapazität in MW

Südkorea

511

Frankreich

246

Großbritannien

139

Kanada

40

Belgien

20

Das theoretische Potenzial für Gezeitenkraftwerke liegt im Bereich 1.500 bis 2.000 TWh Energie pro Jahr. Das ist weniger als mit Windkraft oder Photovoltaik erzielt werden könnte, aber es ist eine tolle Ergänzung im Energiemix. Immerhin 240 bis 320 Millionen Menschen könnten damit Ihre Stromversorgung abdecken.

Vorteile der Meeresenergie-Nutzung

  • * Praktisch unendlich verfügbare Energieform
  • * Sehr gut planbar: Die Gezeiten sind minutengenau planbar
  • * Die Gezeitenkraftwerke erzeugen mehr als 12 Stunden pro Tag gut kalkulierbar Strom

Die neue Technologie

Grünes Geld Geschäftsführer Gerd Junker hat am 20. November 2019 das Unternehmen Schottel in Dörth besucht, es ist der Hauptlieferant für den Anbieter SME für das neue Konzept von Gezeitenkraftwerken (Foto siehe oben im Beitrag).

Das Konzept sieht ein am Boden mit Stahlseilen verankertes Schiff vor, an dem hydraulisch aus dem Wasser und in das Wasser bewegbare Propellturbinen befestigt sind. Dieses Boot muss an einer Engstelle positioniert werden, die bei Ebbe und Flut von Wasser stark durchspült wird – klassischerweise ist das ein Meereseingang zu einer Bucht.

Man setzt bei Schottel also auf eine schwimmende Konstruktion mit mehreren kleinen Turbinen mit Generatoren. Die Generatoren können im Wartungs- oder Reparaturfall einzeln aus dem Wasser gehoben und gegen einen Ersatzgenerator ausgetauscht werden, so dass der Betrieb gleich wieder aufgenommen werden kann. In der Zwischenzeit kann man in Ruhe den defekten Generator warten oder reparieren.

Getestet wurde das System vor der Küste Schottlands und es hat überzeugt. Es soll nun in einem neuen Projekt in Kanada in der Bay-of-Fundy / Nova Scotia eingesetzt werden, das über einen Zeitraum von 15 Jahren mit einer Einspeisevergütung von 0,53 CAD / kWh gefördert wird. Die Bay of Fundy gilt als die Stelle mit dem höchsten Tidenhub der Welt von 13 Metern. Hamburg zum Vergleich hat einen Tidenhub von 3,7 Metern. Am gewählten Standort sorgt dieser Tidenhub für eine Wasserfließgeschwindigkeit von 5 Metern pro Sekunde.

Fazit

Wir müssen für die Energiewende alle Möglichkeiten nutzen, dazu gehört auch die effektive Nutzung der Meeresenergie. Der neue technologische Ansatz von Schottel ist vielversprechend und sollte bei den günstigen Bedingungen in der Bay-of-Fundy funktionieren – der Hersteller verspricht 95% Verfügbarkeit. Allerdings ist es Neuland und ein Erstprojekt, mit allen damit verbundenen Risiken. Funktioniert die Technik sollte mit der attraktiven kanadischen Förderung über 15 Jahre ein gutes Investment für alle dabei herausspringen, die bewusst den ökologischen Wandel mit einer neuen Technologie fördern wollen.

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