Mit dem erneuten Wahlsieg von Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen in den USA wird sich das Energie- und Investitionsklima in den Vereinigten Staaten grundlegend verändern. Trump hat sich wiederholt klar gegen staatliche Eingriffe in die traditionelle Energieproduktion ausgesprochen und verspricht, die heimische Öl- und Gasindustrie durch Deregulierungen massiv zu unterstützen. Für die aufstrebende Wasserstoffwirtschaft bedeutet dies Unsicherheit und womöglich auch Rückschläge. Doch welche Auswirkungen hat Trumps Politik konkret auf den globalen Wasserstoffsektor und die Investitionsaussichten?
1. Rücknahme der Emissionsziele und des Pariser Abkommens
Trump hat angekündigt, aus dem Pariser Klimaabkommen auszusteigen. Die Verpflichtungen zur Emissionsreduktion würden in diesem Szenario aufgeweicht oder gänzlich aufgehoben, was die Konkurrenzfähigkeit von Wasserstofftechnologien, die eine emissionsfreie Energiequelle darstellen, schwächt. Ein geringeres Engagement für Klimaziele in den USA wird auch weltweit Investitionsentscheidungen beeinflussen. Insbesondere für europäische Wasserstoffunternehmen könnte dies eine Herausforderung sein, da sie auf US-Märkte und Kooperationen angewiesen sind. Eine Rückkehr zu einem „business-as-usual“-Modell fossiler Energien mindert den Druck auf fossile Industrien, sich zu wandeln, und könnte Investoren, die einen regulatorischen Rückenwind für Wasserstoff erwarten, verunsichern.
2. Abschwächung des Inflation Reduction Act (IRA)
Der Inflation Reduction Act (IRA) war einer der größten Unterstützungsmechanismen für erneuerbare Energien in den USA. Trumps Sieg könnte jedoch dazu führen, dass diese Fördermechanismen für grüne Energien abgeschwächt oder gar gestrichen werden. Da viele Wasserstoffprojekte stark von steuerlichen Anreizen und direkten Subventionen abhängig sind, könnte das Wachstumspotenzial der Wasserstoffwirtschaft in den USA gebremst werden. Wasserstoffproduzenten, die auf US-Förderungen bauen, müssen sich auf Kürzungen oder den Verlust von Marktanreizen einstellen, was ihre globale Wettbewerbsfähigkeit mindern könnte.
Für europäische Investoren und Unternehmen bedeutet dies, dass die langfristigen US-Investitionsprognosen für Wasserstoff angepasst werden müssen. Statt einer rapiden Expansion der Wasserstoffinfrastruktur könnte eine Drosselung der Projektdynamik erfolgen, die auch die globale Wasserstoffwirtschaft beeinflusst, da weniger Kapital für Forschung und Entwicklung in den USA zur Verfügung stehen wird.
3. Erhöhte Unterstützung für fossile Energien
Ein weiteres Schlüsselsignal von Trumps Präsidentschaft ist die verstärkte Unterstützung der fossilen Energieträger, insbesondere der Öl- und Gasindustrie. Die Ölproduktion in den USA könnte durch Deregulierungen und eine beschleunigte Genehmigung von Pipeline- und LNG-Exportprojekten angekurbelt werden. Diese Politik setzt die Wasserstoffwirtschaft indirekt unter Druck, da ein höheres Angebot fossiler Energien die Energiepreise senken und damit den Anreiz zur Investition in alternative Technologien verringern kann. Wasserstoff, der oft noch höhere Produktionskosten hat, könnte so an Attraktivität gegenüber günstigeren fossilen Alternativen verlieren.
4. Handelspolitik und geopolitische Spannungen
Trumps protektionistische Haltung, insbesondere gegenüber China, könnte die Wasserstoffwirtschaft zusätzlich unter Druck setzen. Höhere Zölle auf Importe und eine mögliche Eskalation des Handelskonflikts würden die Kosten für Schlüsselkomponenten wie Elektrolyseure, Brennstoffzellen und andere Technologien steigen lassen, die oft in Asien produziert werden. Dies könnte sich negativ auf die Wettbewerbsfähigkeit von US-Wasserstoffprojekten auswirken und auch auf europäische Investoren, die in den USA tätig sind.
Zusätzlich könnte eine aggressivere US-Außenpolitik gegenüber dem Nahen Osten, insbesondere eine Verschärfung der Sanktionen gegen Iran, die Ölpreise hochtreiben. Dies würde wiederum das Interesse an heimischen fossilen Energien stärken und die Konkurrenzsituation für Wasserstoff verschärfen. Steigende Preise für fossile Energien erhöhen jedoch die Attraktivität heimischer alternativer Energien, welche die Abhängigkeit ausländischer Stromimporte verringern.
5. Auswirkungen auf europäische Investoren und globale Märkte
Für europäische Unternehmen und Investoren, die auf Wasserstoffprojekte in den USA setzen, dürfte sich das Risiko erhöhen. Die sinkende Bereitschaft der USA zur Unterstützung grüner Technologien könnte europäische Unternehmen dazu bewegen, sich auf heimische Märkte zu konzentrieren oder Partnerschaften in anderen Regionen wie Asien zu intensivieren.
Zusätzlich könnte ein Rückzug der USA aus dem Wasserstoffsektor einen strategischen Vorteil für Europa und Asien schaffen, die sich stärker auf Wasserstofftechnologien und Infrastruktur fokussieren. Langfristig könnte dies jedoch auch ein Risiko darstellen, da die Innovationskraft und das Kapital des US-Marktes verloren gehen könnten. Europäische Unternehmen, die sowohl in den USA als auch global tätig sind, könnten die Chance haben, in den USA zu investieren, wenn weniger Wettbewerbsdruck herrscht – allerdings unter einem höheren Risiko durch die politische Unvorhersehbarkeit.
Fazit: Was Trumps Wahlsieg für Wasserstoff-Investoren bedeutet
Trumps erneuter Wahlsieg könnte die Dynamik der Wasserstoffwirtschaft verlangsamen, zumindest in den USA. Europäische und asiatische Märkte dürften weiterhin an ihren Klimazielen festhalten und ihre Wasserstoffstrategien ausbauen. Die geopolitische Unsicherheit und die protektionistische Haltung der USA können jedoch den internationalen Wettbewerb im Wasserstoffsektor erschweren. Für Investoren bleibt die Wasserstoffwirtschaft ein attraktives, aber volatiles Feld – besonders in Zeiten politischer Umwälzungen.
Wasserstoff bleibt eine Schlüsseltechnologie für die Energiewende und könnte langfristig von einem Fokus auf Asien und Europa profitieren, wenn die USA ihre Unterstützung zurückfahren. Investoren sollten wachsam bleiben, politische Entwicklungen genau verfolgen und ihre Wasserstoffstrategien flexibel anpassen.
Obwohl Trumps energiepolitische Ausrichtung für erneuerbare Energien und die Wasserstoffwirtschaft eine Herausforderung darstellen könnte, gibt es Anlass zur Hoffnung. Auch während seiner ersten Amtszeit (2017-2021), in der Trump den Fokus stark auf fossile Brennstoffe setzte, entwickelte sich die Wasserstoffindustrie weiter. Damals profitierten viele grüne Projekte indirekt von marktgetriebenen Entwicklungen und lokaler Unterstützung, selbst in konservativen Bundesstaaten, die von den wirtschaftlichen Vorteilen erneuerbarer Energien angezogen wurden.
Einige Programme könnten selbst unter einem zweiten Trump-Mandat erhalten bleiben, da Projekte zur regionalen Wirtschaftsförderung auch in „roten“ Staaten zunehmend Arbeitsplätze schaffen. So investierten private Akteure weiter in Wasserstoff, teils auch durch Partnerschaften mit der Öl- und Gasindustrie, die an den Vorteilen von Wasserstoff als langfristige Energiequelle interessiert sind. Solche Allianzen könnten dazu beitragen, dass die Wasserstoffwirtschaft in den USA weiter Fuß fasst und innovationsfreundliche Projekte vorankommen.
Für Investoren, die im GG Wasserstoff Aktienfonds engagiert sind, ist der langfristige Anlagehorizont und Durchhaltevermögen wichtig. Politische Gegenwinde bieten auf lange Sicht auch Chancen: Phasen von Marktschwäche können genutzt werden, um Positionen in dieser zukunftsweisenden Technologie aufzubauen. Die wachsende globale Bedeutung von Wasserstoff in Europa und Asien verspricht langfristiges Potenzial, unabhängig von kurzzeitigen Rückschlägen. Ein strategischer Ansatz, auch bei möglicher Volatilität investiert zu bleiben, wird sich auszahlen, da der Wasserstoffsektor weltweit als wichtiger Bestandteil der Energiewende etabliert ist.