Trump-Wahlsieg und seine Auswirkungen auf die Energiewirtschaft – Analyse für Privatanleger

Der Wahlsieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen 2024 könnte erhebliche Auswirkungen auf die weltweiten Energiemärkte haben, besonders im Hinblick auf fossile und erneuerbare Energien. Mit einem voraussichtlich starken Fokus auf die Förderung von Öl und Gas, einem Rückzug aus internationalen Klimaverpflichtungen und möglichen Handelskonflikten zeichnet sich eine herausfordernde Zukunft ab – vor allem für Investoren, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz priorisieren.

1. Trumps Energiepolitik – Starke Förderung fossiler Energien

Trumps Ansatz zielt auf eine deutliche Lockerung von Umweltauflagen und eine umfassende Förderung der heimischen Öl- und Gasproduktion. Seine Regierung wird voraussichtlich Maßnahmen ergreifen, um die Regulierungen für Emissionen und Fackelverbrennung zurückzunehmen und Genehmigungen für Pipeline- und Infrastrukturprojekte zu beschleunigen. Im Gegensatz zur Biden-Regierung, die zuletzt einen Anstieg der Ölproduktion um 2,8 Millionen Barrel pro Tag verzeichnete, basiert Trumps Strategie jedoch auf einer noch intensiveren Unterstützung der Branche.

Die Auswirkungen auf die Ölpreise könnten dennoch begrenzt sein, da der Markt vor allem durch globale Preisschwankungen bestimmt wird. Die Produktion von Schieferöl reagiert stärker auf das Marktumfeld und weniger auf politische Maßnahmen. Dennoch könnten solche pro-fossilen Maßnahmen das Wachstum der erneuerbaren Energien bremsen, da die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen und die Inflation Reduction Act (IRA)-Förderungen für grüne Technologien abgeschwächt werden.

2. Auswirkungen auf die internationale Politik – Ölpreise und geopolitische Spannungen

Trump plant voraussichtlich eine Wiederaufnahme und Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran. Dies könnte zu einem Angebotsrückgang um bis zu 1,5 Millionen Barrel pro Tag führen und so die Ölpreise weiter nach oben treiben. Um die Preisstabilität zu gewährleisten, könnte er gleichzeitig verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Saudi-Arabien setzen, das über genügend Kapazitäten verfügt, um eventuelle Angebotsausfälle zu kompensieren. Diese geopolitischen Maßnahmen könnten das Risiko von Spannungen im Nahen Osten erhöhen und somit die Volatilität an den Energiemärkten verstärken.

Zudem stehen auch mögliche Sanktionen gegen Venezuela im Raum, wenngleich deren Einfluss auf das globale Ölangebot geringer wäre. Solche Schritte könnten zu einer kurzfristigen Verknappung auf den Märkten führen, da es zunehmend schwerer wird, Sanktionen wirksam durchzusetzen, während globale Akteure Wege gefunden haben, diese zu umgehen.

3. Potenzielle Folgen für europäische Gaspreise und die Ukraine-Krise

Für Europa könnte eine von Trump geförderte Entspannung der Beziehungen zu Russland Auswirkungen auf die Gaspreise haben. Sollten Friedensgespräche zur Ukraine-Krise erfolgreicher verlaufen, könnte dies eine teilweise Rückkehr von russischem Gas auf den europäischen Markt bedeuten. Obwohl Europa inzwischen verstärkt auf LNG-Alternativen setzt, könnte eine erhöhte Gasversorgung aus Russland die Preise senken und damit die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Anbieter belasten.

Diese mögliche Entwicklung bleibt jedoch spekulativ, da ein langfristiges Wiederherstellen der vorherigen Energieabhängigkeit als unwahrscheinlich gilt.

4. Handelspolitik und ihre Auswirkungen auf die Energienachfrage

Trump ist bekannt für seine harte Handelspolitik und plant möglicherweise weitere Zölle, insbesondere auf Importe aus China. Sollte er tatsächlich Zölle von bis zu 60 % auf chinesische Waren einführen, könnte dies zu einem Rückgang des globalen Handels führen. Ein solcher Handelskonflikt würde nicht nur das Wirtschaftswachstum belasten, sondern auch die weltweite Nachfrage nach Energie verringern. Analysten schätzen, dass die Ölnachfrage bei einem anhaltenden Handelskrieg um etwa 0,2 bis 0,3 Millionen Barrel pro Tag sinken könnte.

Ein solcher Rückgang würde vor allem rohstoffreiche Länder und Unternehmen treffen, die stark vom Export abhängig sind. Andererseits könnte eine geschwächte Energienachfrage wiederum zu einem kurzfristigen Preisrückgang bei fossilen Brennstoffen führen.

5. Auswirkungen auf erneuerbare Energien und den Klimaschutz

Eine der gravierendsten Folgen von Trumps Politik dürfte die Abkehr von Klimaschutzinitiativen und erneuerbaren Energien sein. Trumps voraussichtliche Entscheidung, aus dem Pariser Abkommen auszutreten, sowie die potenzielle Einschränkung der Inflation Reduction Act (IRA)-Förderungen wird voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf den Markt für grüne Technologien haben. Unternehmen, die stark von staatlichen Subventionen für erneuerbare Energien abhängig sind, könnten unter Druck geraten, wenn diese Unterstützung zurückgefahren wird.

Dies würde besonders Solar-, Windenergie- und Elektromobilitätsprojekte betreffen, deren Ausbau unter der bisherigen US-Regierung durch großzügige Subventionen unterstützt wurde. Die dadurch möglicherweise geschwächte US-Nachfrage nach grünen Technologien könnte das weltweite Wachstum der erneuerbaren Energien bremsen und zu einer Umverteilung der Investitionsströme in Richtung fossiler Energien führen.

Fazit: Chancen und Risiken für Privatanleger

Trumps Sieg und seine energiepolitischen Pläne haben das Potenzial, den globalen Energiemarkt nachhaltig zu beeinflussen. Während fossile Energien in den USA voraussichtlich eine Renaissance erleben, könnte der Ausbau erneuerbarer Energien einen Dämpfer erfahren. Für Anleger, die nachhaltig investieren möchten, könnte dies eine Herausforderung darstellen, da die Märkte für grüne Technologien kurzfristig unter Druck geraten könnten.

Gleichzeitig schaffen solche Umbrüche aber auch Chancen: Investoren sollten die Situation genau beobachten und möglicherweise in europäische Unternehmen oder Projekte investieren, die von einer Stabilisierung der Gaspreise oder einem zunehmenden Engagement für erneuerbare Energien profitieren könnten. Ein vorausschauendes Diversifizieren von Portfolios, um geopolitische Risiken abzufedern und gleichzeitig auf den Megatrend Nachhaltigkeit zu setzen, ist für ethisch-ökologisch orientierte Anleger mehr denn je von Bedeutung.

Über die Autorin

Carmen Junker Carmen Junker ist Gründerin der Grünes Geld GmbH und Geschäftsführerin der Grünes Geld GmbH. Carmen Junker: „Ein Grund mein berufliches Wirken speziell auf die Nachhaltige Geldanlage auszurichten ist, die Welt ein Stück positiver zu gestalten mit den Mitteln und Kenntnissen die mir zur Verfügung stehen. Aus der Verantwortung für die kommende Generation und weil ich selbst noch einige Jahre auf diesem schönen Planeten verbringen möchte“.