Rüstungsgüter als nachhaltige Geldanlage? – Pro und Contra

Die Europäische Union steht erneut vor einer kontroversen Diskussion: Die EU-Kommission und einige politische Kräfte erwägen, Rüstungsgüter künftig als nachhaltige Investitionen im Rahmen der EU-Taxonomie einzustufen. Diese Idee stößt auf gemischte Reaktionen und wirft für viele Anleger, insbesondere diejenigen mit einem Fokus auf ethisch-ökologische Geldanlagen, erhebliche Fragen auf. Rüstung als nachhaltig? Das scheint auf den ersten Blick widersprüchlich. Ein genauer Blick auf die Hintergründe zeigt jedoch, dass die Lage komplex ist.

Warum überhaupt Rüstung als nachhaltige Investition?

Befürworter dieser Idee argumentieren, dass Rüstungsunternehmen eine wichtige Rolle im Schutz der demokratischen Werte, der nationalen Sicherheit und der Friedenssicherung spielen. Die aktuelle geopolitische Lage, geprägt von Konflikten wie dem Ukraine-Krieg, hat den Fokus vieler Länder auf Verteidigungsinvestitionen erhöht. Verteidigungsausgaben werden in vielen EU-Staaten signifikant gesteigert, etwa plant Deutschland, im Rahmen seines „Sondervermögens Bundeswehr“ bis 2026 rund 100 Milliarden Euro in die Verteidigung zu investieren.

In der Logik der Befürworter könnte ein funktionierendes Verteidigungssystem Teil eines nachhaltigen Friedenssystems sein. Eine stabile Sicherheitspolitik wird als Voraussetzung gesehen, um wirtschaftlichen Wohlstand und langfristige Stabilität in Europa zu gewährleisten. Unter diesem Gesichtspunkt erscheint es nachvollziehbar, dass einige Verteidigungsausgaben als nachhaltig eingestuft werden könnten, insbesondere wenn diese den Schutz demokratischer Werte und den Frieden sichern sollen.

Die Kehrseite der Medaille

Auf der anderen Seite sehen Kritiker diese Überlegungen als problematisch an. Der Gedanke, dass Waffenproduktion und Rüstung nachhaltig sein könnten, widerspricht den Grundsätzen ethisch-ökologischer Investitionen, die sich in erster Linie gegen jegliche Form von Gewaltanwendung und Umweltzerstörung richten. Rüstungsgüter stehen im Verdacht, nicht nur destruktive Auswirkungen auf Menschenleben zu haben, sondern auch ökologisch schädlich zu sein. Die Produktion von Waffen ist ressourcenintensiv und verursacht einen erheblichen CO2-Ausstoß. Zudem tragen Konflikte, die mit diesen Waffen ausgetragen werden, häufig zu erheblichen Umweltschäden bei, wie zum Beispiel der Zerstörung von Infrastruktur, der Verschmutzung von Wasserressourcen oder der Schädigung von Ökosystemen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die ethische Dimension: Viele ethisch orientierte Anleger lehnen jede Form der Unterstützung von Rüstungsunternehmen strikt ab. Sie sehen ihre Verantwortung darin, Frieden durch Diplomatie, Bildung und nachhaltige Wirtschaftsmodelle zu fördern, anstatt Konflikte zu finanzieren.

Die Rolle der EU-Taxonomie

Die EU-Taxonomie ist das zentrale Instrument der EU zur Klassifizierung nachhaltiger Investitionen. Ziel ist es, Kapitalströme in Projekte zu lenken, die langfristig dem Klimaschutz, dem Erhalt der Biodiversität und der Förderung sozialer Ziele dienen. Bislang sind Rüstungsgüter von dieser Klassifizierung ausgeschlossen. Sollte die Einstufung von Rüstungsinvestitionen als „nachhaltig“ tatsächlich erfolgen, könnte dies das Bild der Taxonomie fundamental verändern. Die Glaubwürdigkeit und Transparenz der Taxonomie, die gerade für Privatanleger von großer Bedeutung ist, könnte leiden.

Ein weiteres Problem ist die Ambivalenz der Definition von „Nachhaltigkeit“ in diesem Zusammenhang. Kann etwas, das in erster Linie der Verteidigung dient und nicht dem ökologischen oder sozialen Fortschritt, überhaupt als nachhaltig gelten? Diese Frage treibt nicht nur ethisch-ökologisch orientierte Investoren um, sondern auch Institutionen wie den European Green Deal, der sich vorrangig auf Umwelt- und Klimaschutz konzentriert.

Ethische und ökologische Geldanlagen: Ein Widerspruch?

Für Privatanleger, die nach ethisch-ökologischen Geldanlagen suchen, stellt sich daher die Frage, ob Rüstungsinvestitionen überhaupt in Frage kommen sollten. Es geht hierbei nicht nur um die potenzielle Rendite, sondern um den Zweck der Investition selbst. Viele ethisch-ökologische Fonds schließen Rüstungsunternehmen kategorisch aus, da sie nicht im Einklang mit den Grundsätzen der Nachhaltigkeit und Ethik stehen. Es wird argumentiert, dass das Investment in Friedensförderung, Erneuerbare Energien, Bildung und soziale Gerechtigkeit weitaus nachhaltiger ist und langfristig zur Stabilität beiträgt.

Fazit: Der kritische Blick bleibt

Die Diskussion um die Einordnung von Rüstungsinvestitionen als nachhaltig wird weitergehen. Die EU-Kommission steht vor der schwierigen Aufgabe, eine Balance zwischen Sicherheitsinteressen und der Förderung einer echten nachhaltigen Wirtschaft zu finden. Für Anleger, die ethisch und ökologisch investieren möchten, bleibt jedoch die Frage bestehen, ob es überhaupt vertretbar ist, in Unternehmen zu investieren, die direkt oder indirekt mit der Produktion von Rüstungsgütern in Verbindung stehen.

Wir von Grünes Geld stehen auch weiterhin zu einem kritischen Umgang mit Rüstungsgütern. Aus unserer Sicht tragen diese Investitionen weder zu einem echten, dauerhaften Frieden noch zu ökologischer Nachhaltigkeit bei. Stattdessen setzen wir auf Projekte, die Umwelt und Gesellschaft fördern und so langfristig für Stabilität sorgen. Wir bieten Ihnen nachhaltige Alternativen, bei denen Ihre Geldanlage sowohl Rendite als auch Gewissen in Einklang bringt.

Die Entscheidung liegt letztlich bei jedem einzelnen Anleger – wir helfen Ihnen, die richtige Wahl zu treffen.

Über die Autorin

Carmen Junker Carmen Junker ist Gründerin der Grünes Geld GmbH und Geschäftsführerin der Grünes Geld GmbH. Carmen Junker: „Ein Grund mein berufliches Wirken speziell auf die Nachhaltige Geldanlage auszurichten ist, die Welt ein Stück positiver zu gestalten mit den Mitteln und Kenntnissen die mir zur Verfügung stehen. Aus der Verantwortung für die kommende Generation und weil ich selbst noch einige Jahre auf diesem schönen Planeten verbringen möchte“.