Inhalt:
1.) Was sind Wald-Investments?
2.) Eine Begriffsbestimmung: Wald, Forst und ähnliches
3.) Auswirkungen von Aufforstungen auf
4.) Fazit
1.) Was sind Wald-Investments?
Es gibt viele Begriffe wenn es darum geht, bei der Geldanlage einen der vielseitigsten und langjährigsten Werkstoff der Menschheit, das Holz, zu fördern: Holzinvestment, Waldinvestment, Timberfonds, Holzfonds, Waldfonds, etc.
Um was es in diesem Artikel geht sind begrifflich genauer „Aufforstungen„, bei denen ein deutscher Anleger Geld zur Verfügung stellt, mit dem Bäume gepflanzt und gepflegt werden. Aus dem Verkauf der Früchte der Bäume (z.B. Kakao) oder dem Verkauf des zugewachsenen Holzes erzielt der Anleger seine Gewinne.
Typische Anbieter dieser Angebot sind die Bonner Forestfinance GmbH oderMiller Investment AG aus baden-württembergischen Schlier.
Die erzielbaren Renditen pro Jahre liegen aktuell typischerweise bei 4 bis 5 Prozent. Die Mindestanlagedauer, früher häufig 25, 30 oder 35 Jahre, ist bei aktuellen Angeboten auf nur 6 Jahre gesunken. Wald-Investments haben sich also aus dem langfristigen in den mittelfristigen Bereich entwickelt und damit eine wesentlich breitere Anlegerschicht erreicht.
Abgrenzen sollte man die hier untersuchten Holz-Investments von solchen in Aktiengesellschaften wie Rayonier, Weyerhaeuser oder PotlatchDeltic oder in die entsprechenden Timber-Fonds (wer mehr dazu wissen möchte: Musterdepot Holz).
2.) Eine Begriffsbestimmung: Wald, Forst und ähnliches
Der Wald begleitet die Menschheit von Beginn an. Entsprechend vielfältig sind die Begriffe und Bezeichnungen, die sich über Jahrtausende entwickelt haben, sie teilweise überdecken und teilweise auch schlichtweg falsch verwendet werden. Ich versuche Licht in diesen Dschungel zu bringen:
2.1) Wald
Schon mit dieser einfachen Frage wird es schwierig – wenn ein oder zwei Bäume auf ein paar Quadratmetern zusammen stehen, würde noch niemand von einem Wald sprechen. Aber wann ist ein Wald ein Wald?
Die zuständige UN-Organisation FAO definiert eine Ansammlung von Bäumen dann als Wald, wenn mindestens 10 Prozent der Fläche durch Baumkronen abgedeckt sind und wenn sie mindestens einen halben Hekar Fläche überdecken.
Nach ökonomischen Definitionen ist ein Wald eine forstwirtschaftlich genutzte Fläche, womit Gärten oder landwirtschaftliche Flächen heraus fallen. Auch Stadtparks, Waldfriedhöfe, Energieholzplantagen oder Weihnachsbaumkulturen entfallen damit.
Juritisch gesehen gilt laut Bundeswaldgesetz eine Grundfäche, die mit Forstpflanzen bestockt ist, als Wald. Als Wald gelten demnach auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen.
2.2) Primärwald (Urwald)
Primärwald ist die Bezeichnung für Wälder, die „zuerst“ da waren, also ursprüngliche, jahrtausendealte Wälder.
Häufig sind das auch Urwälder, also Wälder, in die der Mensch noch nicht durch Bewirtschaftung eingegriffen hat. Davon sind übrigens Regenwälder zu trennen, denn diese zeichnen sich durch hohe Niederschlagsmengen (mehr als 2.000 mm im Jahresdurchschnitt) und hohe Luftfeuchtigkeit aus.
Urwälder sind die wertvollsten Wälder, denn es handelt sich dabei um komplexe Ökosysteme mit der höchsten Artenvielfalt. Gut 20 Prozent der weltweiten Wälder werden nach den strengen Definitionen der IFL (Intact Forest Landscapes) als unberührte Primärwälder, also Urwälder, geführt.
2.3) Sekundärwald
Wird ein Primärwald abgeholzt oder zerstört, folgt irgendwann die Sekundärvegitation und in der Folge dann auch wieder ein Waldbewuchs, der sogenannte Sekundärwald.
Besonders in tropischen Gebieten ist der Wanderfeldbau verbreitet, der eingen großen Anteil an Sekundärwäldern entstehen lässt.
Sekundärwald braucht viel Zeit um wieder gesunde Ökosysteme entstehen zu lassen, kann durch Wanderung von Arten aus Primärwäldern jedoch auch in überschaubern Zeiträumen biologisch wertvoll werden.
2.4) Forst
Das heutige Wort Forst beschreibt ganz allgemein bewirtschaftete Wälder.
Historisch kommt es aus dem englischen forest und dem französischen forêt, die etymologisch möglicherweise aus dem lateinischen Begriff „außerhalb“ abgeleitet sind. Als Forst bezeichnetet man auch den königlichen Wald oder einen Bannwald.
Über die Jahrhunderte hat sich die Bedeutung von Forst immer wieder geändert und die Trennlinie zum Wald ist unscharf. Heute darf sich ein naturnaher Mischforst auch „Wald“ nennen.
2.5) Wirtschaftswald
Der Wirtschaftswald wird vom Menschen genutzt um regelmäßig Holz zu entnehmen. Dabei erfolgen Eingriffe in Flora und Fauna, meist durch gezielte Pflanzung und Herausnahme von Baumarten oder der veränderten Alterszusammensetzung der Bäume.
Orientiert sich die Bewirtschaftung an naturnahen Grundsätzen kann die Bewirtschaftung sehr schonend durchgeführt werden und dem Schutz des Waldes dienlich sein.
2.6) Monokultur
Das ist eine Sonderform des Wirtschaftswaldes, bei der zu Rationalisierungs- und Automatisierungszwecken nur eine einzelne Baumart in einem bestimmten Gebiet angebaut wird.
Gefahren sind die schnellere Verbreitung von Schädlingen oder die Größere Gefahr von Sturmschäden.
Auch die Monokultur kann ökologischen Nutzen vorweisen, in dem sie eine vorher vorhandene, wenig wertvolle Grundflächen aufwertet. Wenn beispielsweise verdichtetes Brachland vorhanden war, werten dieses die Monokulturen auf. Sollten vorher Primärwälder vorhanden gewesen sein, die abgeholzt wurden, sind Monokulturen eine deutliche Verschlechterung.
2.6) Mischwald
Wachsen mindestens 2 verschiedene Baumarten in einem Wald zusammen, bei der die Beimischung mindestens 5 Prozent beträgt, ist das per Definition ein Mischwald.
2.7) Agroforstwirtschaft
Agroforstwirtschaft bedeutet, dass auf ein und derselben Fläche gleichzeitig oder aufeinanderfolgend Bäume und Feldfrüchte angebaut werden, Tiere gehalten werden oder Imkerei betrieben wird.
Richtig betrieben kann Agroforstwirtschaft eine sehr nachhaltige Form der Landnutzung sein, bei der Nutzpflanzen den Boden verbessern und Bäume die Agrarsystme wirkungsvoll verbessern.
Es wird unterschieden zwischen Aufforstungen mit kombiniertem Ackerbau (silvoarable Systeme) und Aufforstungen mit kombinierter Tierhaltung (silvopastorale Systeme).
3.) Auswirkungen von Aufforstungen
Aufforstungen sind der erneute Aufbau von Forsten, die möglicherweise als Sekundärwälder sind mit der Zeit hin zu Urwäldern entwickeln. Ob sich der Aufbau von Aufforstungen positiv oder negativ auf die Ökosysteme vor Ort auswirkt hängt davon ab, was vorher dort war. Werden Primärwälder abgebrannt, um danach Palmöl-Monokulturen entstehen zu lassen, leidet die Natur (mehr dazu vom WWF). Werden verdichtete Brachlandflächen wieder aufgebrochen, um zunächst Bäume anzupflanzen, damit langfristig Wald entsteht, sind die Auswirkungen sehr positiv zu bewerten.
Positive Effekt lassen sich dann in folgenden Bereichen identifizieren:
* Wasserqualität: Wasser kann nicht mehr so schnell abfließen oder verdunsten, sondern kann in den Aufforstungen gehalten werden, langsam in die Böden einziehen und wird dort durch unterschiedliche Boden- und Gesteinsschichten gereinigt. Die Bäume selbst absorbieren Wasser und geben es gefiltert und allmählich wieder ab.
* Versorgung mit Bauholz, Faserstoffen, Energie: Holz statt Plastik ist die Devise. Holz ist seit Jahrtausenden ein beliebter Wertstoff, der keine Meere verschmutzt, sehr belastbar und schön anzusehen ist. Es können Bücher, Kartons, Möbel und vieles mehr aus diesem sauberen und sympathischen Wertstoff gewonnen werden.
* Bodenqualität: Statt von Rinderherden verdichtetet Böden entstehen wertvolle Waldböden, die erst wieder eine Bepflanzung mit wertvollen Nutzpflanzen zulassen.
* Nahrungsmittel und Holzprodukte: Kakao aus Aufforstungen, Holzgewinnung aus Aufforstungen – das ist der Sinn und der Zweck von Wald-Investments. Die Produkte können umweltschonend gewonnen werden, sollten fair gehandelt werden, können unter guten Arbeitsbedingungen weiter verarbeitet werden.
* Arbeitsplätze: Aufforstungen sind in aller Regel ganzjährig warmen, feuchten Gebieten anzutreffen um gute Wachstumsaussichten zu haben. In den dortigen Ländern werden hochwertige Arbeitsplätze mit überdurchschnittlicher Bezahlung geschaffen. Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten sind bei guten Waldinvestment-Anbietern spürbar besser als wenn die Menschen in der einheimischen Wirtschaft arbeiten würden.
* Biodiversität: Bei Aufforstungen auf vorher kaum bepflanzten und kaum von Tieren genutzten Flächen erhöhen Aufforstungen immer die Biodiversität; am besten durch Mischwälder, aber selbst Monokulturen bieten eine freundlicheren Lebensraum als zuvor, so dass sich viel mehr Pflanzen und Tiere niederlassen.
* Luftqualität: Die Blätter filtern die Luft, die wir atmen, und befreit sie von Staub und anderen Partikeln. Der Regen wäscht diese dann von den Blättern. Diese absorbieren Kohlendioxid aus der Luft und wandeln es in Kohlenhydrate um, die wiederum in der Struktur der Pflanze und für deren Funktion gebraucht werden. In diesem Prozess absorbieren die Blätter auch andere Umweltgifte, wie Ozon, Kohlenmonoxyd, Schwefeldioxid – und geben sie wiederum als Sauerstoff ab.
* Klimawandel: Speziell in den tropischen Regionen wirken Bäume dem Klimawandel entgegen. Sie absorbieren schädliche Klimagase und sie fördern durch die Abgabe von Wasser Wolkenbildung, was beides die Treibhauseffekt reduziert. Allerdings verdunkeln Sie durch das tiefe grün teilweise auch Flächen, so dass dort mehr mehr Sonnenenergie aufgenommen wird, was ihren Klimaeffekt in hohen Breiten negiert (Lawrence Livermore National Laboratory). Da Aufforstungen aufgrund der besseren Ertragsaussichten fast immer in tropischen Regionen durchgeführt werden, schützen Aufforstungen vor dem Klimawandel.
* Erholungsmöglichkeiten: Nicht zuletzt bieten alle Wälder und Aufforstungen fantastische Erholungsmöglichkeiten für Menschen. Die Waldluft ist deutlich reiner als Stadtluft, das Klima angenehmer, die Lärmbelästigung der Menschen niedriger (wald-und-forst.de).
4.) Fazit
Nicht jede Aufforstung ist ökologisch sinnvoll. Werden wertvolle Primärwälder gerodet oder abgebrannt um Palmöl anzubauen oder in hohen Breitengraden Fichtenmonokulteren angepfanzt, die Borkenkäfern die Ausbreitung erleichtern und sogar den Klimawandel beschleunigen, leistet man als Investor Mensch und Natur einen Bärendienst.
Mit hohem ökologischen Sachverstand aufgesetzt Projekt in tropischen Regionen, die Brachlandflächen wieder wertvoller werden lassen, dem Klimawandel entgegen wirken, Holz statt Plastik verbreiten und wertvolle Arbeitsplätze in ärmeren Ländern schaffen, gibt es kaum etwas ökologisch Sinnvolleres mit dem Geld zu tun.
Es kommt aber auf das Know-How und das Konzept des Anbieters an. Dann können zur Ökologie auch überzeugende wirtschaftliche Resultate erzielt werden.
Über den Autor
Gerd Junker Gerd Junker ist Co-Gründer und Geschäftsführer der Grünes Geld GmbH. Gerd Junker: „Wir leben was wir tun! Und das ist ganz einfach, denn der doppelte Nutzen von grünen Geldanlagen ist überzeugend – die Welt verbessern und Rendite erhalten.“ Mehr zu ihm und Grünes Geld auf Xing, Facebook oder Twitter.